TøNDER FESTIVAL 2017

24.08.2017 - 27.08.2017 Tønder

Liebe Freunde des guten Musik-Geschmacks – selbstverständlich waren wir auch in diesem Jahr wieder wenige Kilometer hinter der Norddeutschen Grenze, dort wo noch die dänische Krone das bewährte Zahlungsmittel ist, auf dem „Tønder“-Music-Festival. Zünftig wurde das 43-jährige Bestehen der handgemachten Musik mit Acts aus Nordamerika, Irland, dem Vereinigten Königreich und Skandinavien gefeiert.

Am Donnerstag, dem ersten Festival-Tag, begann unser Besucher-Programm beim schwedischen Singer-Songwriter DANIEL NORGREN. Wir haben ihn bereits mehrmals gesehen - auch hier kamen, mit seiner bestens eingespielten Mannschaft, die Songs richtig gut rüber. Seine beiden letzten Alben „Buck“ (2013) und „Alabursy“ (2015) legen davon auch ein beredtes Zeugnis ab.
Das Highlight des Tages gab es dann auf der Mainstage, mit dem Auftritt von LUCINDA WILLIAMS und ihren drei Mitstreitern zu begutachten. Sie ist unbestritten einer der größten Stars im weiten Genre Americana. Irgendwo zwischen Country, Folk und Roots-Rock angesiedelt, macht die Grande Dame aus Louisiana seit bald 40 Jahren grandiose Musik. Mit ihrer gebrochen-knarzigen Stimme, ihrem souveränen Gitarrenspiel und dem außergewöhnlichen Songwriting hat sie stets neue Impulse gesetzt. Nicht nur die Songs ihres jüngsten Albums „The Ghosts Of Highway 20” (2016) waren angesagt, sondern auch viele phantastische Songs ihres musikalischen Schaffens – ein souveräner Auftritt mit Zugabe.
Gegen Mitternacht dann im großen Zelt der Auftritt vom US-Boy SAM OUTLAW (Sam Morgan) mit siebenköpfiger Formation. Der junge Mann ist momentan mit seiner alternativen Country Music nicht nur in den Staaten schwer angesagt. Mit seinem Süd-Kalifornien Vibe seiner Country-Songs begeisterte er. Die Songs der Alben „Angeleno“ (2015) und „Tenderheart“ (2017), im klassischen Honky-Tonk und Troubadour Pop verankert, kamen superb rüber. Die Band erreichte die Herzen der Freaks und lies sie in die Nacht hinein schmelzen.

Es ist Freitag – wir werden auch heute wieder von der Sonne begrüßt und schauen uns gleich mittags den Solo-Auftritt vom Kanadier WILLIAM PRINCE an. Ein Mann von Statur wie ein Ahorn-Baum, eine akustische Gitarre, mit einer famosen Bariton-Stimme gesegnet und wunderbaren Songs seines Debüts „Earthly Days“ (2015) – ein schöner Auftakt.
Dann der Knaller-Mainstage-Auftritt des Tages von TAMI NEILSON, der in Kanada geborenen und in Neuseeland lebenden Country- und Soul-Sängerin. Die Dame hatte vom ersten Song mit ihrer grazilen Band und Ihren Ansagen das Nachmittags-Publikum gekonnt im Griff. Ständige Wellen-Bewegungen waren vor der Bühne auszumachen, die Fans ließen nicht nur die Hüften schwingen. Ein Klasse-Auftritt. Hört mal rein in die Scheiben von „Dynamite“ (2014) und „Don’t Be Afraid“ (2015).
Am sonnigen Spät-Nachmittag haben wir uns die Showcases der Dänin DORTHE GERLACH, einer aufstrebenden Singer-Songwriterin (sonst auch als Duo HUSH auftretend) und der vierköpfigen US-Band DARLINGSIDE reingezogen. Das große Können der jungen Männer war uns bereits von einem Holland-Auftritt in guter Erinnerung. Sehr schöner Indie-Folk-Gruppen-Gesang mit verschiedenen akustischen Begleit-Instrumenten – ein Hörgenuss. Wir empfehlen in die Scheiben „Birds Say“ (2015) und „Whippoorwill“ (2016) reinzuhören.
Am Vor-Abend dann der von uns mit Spannung erwartete Auftritt des Kanadiers COLTER WALL. Mit cooler Begleit-Band begeisterte der 22-jährige Singer-Songwriter mit seinem Debüt-Album selbigen Titels von 2017 im vollbesetzten Spiegel-Zelt die Country, Folk-, Americana- und Blues-Fans. Super-Stimme, tolle Songs. Wir erwarten musikalisch Großes für die Zukunft. Auch empfehlenswert zum Reinhören, die sieben Song EP „Imaginary Appalachia“ von 2015. Interessantes Interview mit diesem jungen Hero demnächst im ROADTRACKS-Magazine.
Das erste Mainstage-Abend-Highlight dann eine junge Dame namens Cary Ann Hearst und ein junger Herr namens Michael Trent – das amerikanische Folk-Duo SHOVELS & ROPE aus South Carolina. Sie zelebrierten nicht nur Alternative Country, sondern gingen auch rockig zur Sache. Egal wer von beiden gerade Schlagzeug oder Gitarre spielte bzw. sang – eine schweißtreibende Performance. Sie spielten viele Songs ihrer beiden letzten Scheiben „Busted Jukebox“ (2015) und „Little Seeds“ (2016) aus ihrem insgesamt bereits fünf Alben bestehendem Repertoire. Begeisterung vor über tausend Festival Besuchern vor der Mainstage. Ein interessantes Interview mit beiden Künstlern erwartet Euch ebenfalls demnächst im ROADTRACKS-Magazine.
Danach auf der Mainstage THE DUSTBOWL REVIVAL - eine Folk-Music-Gruppe aus den USA, die bereits im letzten Jahr hier begeistern konnte. Bluegrass, Swing, Hot Jazz, Blues, Soul und New Orleans-Funk wurden von der achtköpfigen Band in einer bunten Mischung dargereicht. Front-Sängerin Liz Beebe und Gitarrist & Sänger Zach Lupetin waren bestens aufgelegt und etliche visuelle Einspielungen auf der großen Leinwand machten diese Show zu einem Spektakel besonderer Art.
Weiter ging es zum große Zelt, in dem der dänische Songwriter ALLAN OLSEN mit seiner Band einen interessanten Music-Act darbot. Er ist ein musikalischer Volksheld des Landes. Es wurde auf Dänisch mitgesungen – prächtige Stimmung, obwohl sehr mainstreamig. Der Abschluss des Tages war dem 24-jährigen Oklahoma Folk-Sänger PARKER MILLSAP vorbehalten. Ein junger Typ, der vom Country über Rock und Americana bis zum Blues ein großes Spektrum, mit illustren Mitstreitern, abdeckte. Songs seiner drei Studio-Alben erreichten unsere Gehör-Gänge - im Speziellen seine 2016er Scheibe „The Very Last Day“. Der Junge hat irgendwie Star-Qualitäten – warten wir mal ab…

Der Samstag beginnt stets – wie alle Jahre - mit einem Spaziergang im Städtchen Tønder. Hier eine Augen- und Hör-Weide die spielenden „freien“ Bands auf dem Boulevard, in den Straßen, vor den Kneipen und Restaurants.
Bereits fast noch zur Mittagszeit der WOMEN’S CIRCLE. Hier traten nach- und miteinander fünf interessante Damen auf, die ihre schönsten Songs im proppevollen Zelt2 zelebrierten. Auf der Bühne haben KAIA KATER (CAN), TAMI NEILSON (NZ), DANNI NICHOLS (UK), DORTHE GERLACH (DK) und LAURA MO (DK) Platz genommen. Mit Banjos und akustischen Gitarren geht es hier zur Sache – herrliche Stimmen und Klänge vereinen sich zu einer speziellen Session.
Es geht in eine weitere kleine Spiel-Stätte, Visemøllen, zu den Kanadiern THE SMALL GLORIES. In persona Cara Luft mit Banjo und Gesang und J D Edwards mit Gitarre und Gesang. Ihre Folk-Roots-Harmony-Songs sind authentisch, traditionell und kommen super rüber. Es lohnt sich auf jeden Fall ihr Debüt-Album „Wondrous Traveler“ durchzuhören.
LOUDON WAINWRIGHT III zieht mit seinem großartigen musikalischen Können dann auch hier im großem, fast überfüllten, Zelt viele Interessenten an. Sein Solo-Auftritt mit akustischer Gitarre und am Klavier-Flügel ist zusätzlich zu seinen Songs mit sehr vielen Schaffenszeit- und Family-Anekdoten bestückt. Ein sehr unterhaltsamer Auftritt.
Der erste heutige von uns angedachte Mainstage-Besuch folgt - mit dem Auftritt von MARC COHN. Nur von zwei Mitstreitern begleitet, beeindruckt dieser US-amerikanische Künstler alleine schon mit seiner Aura. Seinem 1991 großartigem Hit „Walking in Memphis“ folgten viele weitere überdurchschnittliche Songs auf etlichen Alben. Grandios sein Klavier-Flügel- und Acoustic-Gitarren-Spiel. Es gab sehr viel Applaus. Ein äußerst interessanter Gig.
Dann schnell wieder in das Zelt. Hier der US-amerikanische Performer GRANT-LEE PHILLIPS solo on Stage. Bekannt geworden durch seine Ausnahme-Band Grant Lee Buffalo. Seit mehreren Jahren nun bereits als Solo-Künstler unterwegs. Seine folkigen, und countryesken Songs sind einfach großartig. Sein Gitarren-Spiel brillant. Der Mann ist super bei Stimme. Es haut hier fast jeden förmlich um – Gänsehaut-Effekte stellen sich ein. Bitte von den vielen großartigen Alben nur mal die letzten Alben „Walking In The Green Corn“ (2012) und „The Narrows“ (2016) durchforsten. Wauh…was für eine Celebration!
Um wieder ein bisschen runterzukommen, zieht es uns noch mal ins Visemøllen zu KAIA KATER, die ja bereits mittags ihr großartiges traditionelles Banjo-Spiel-Können aufblitzen lies. Die 23-jährige Quebecerin - ein African-Canadian Roots Phänomen - wird von einem Steh-Bassisten begleitet. Ihr Songwriting geht in die Superlative. Ihre Stimme ist warm und melodiös. Ihre musikalische Reise ist gespickt mit appalachischen Geschichten und geht durch viele Teile der kanadischen Musiklandschaft. Eine Künstlerin, der hoffentlich noch viel musikalische Aufmerksamkeit geschenkt werden wird. Wir empfehlen ihr neues Album „Nine Pin“ von 2016. Ein schöner sanfter Tages-Abschluss.

Sonntag, der letzte Festival-Tag. Vormittags ist es schon fast herbstlich frisch, aber die Sonne tut uns gut. Auch heute ist wieder Sonnen-Brillen-Wetter angesagt. Blauer Himmel und KARL BLAU mit seinen Jungs im Klubscenen-Zelt zu relativ früher Stunde. Jedoch sind alle Bänke nach dem Öffnen des Zeltes sofort in Beschlag genommen worden. Dieser US-amerikanische Indie-Rock- und Folk-Musiker hat vor einem Jahr eine Country-Scheibe namens „Out Her Space“ das Licht der Welt erblicken lassen. Angemerkt sei hier, dass es bereits seine fünfundvierzigste Scheibe ist, in die er involviert ist bzw. die er veröffentlicht hat. Der Mann ist ein musikalischer Aktivist. Hier klingt es nach Nashville der 60’s and 70’s und teilweise nach bester Western-Soundtrack-Music. Zudem ist sein ständig von Gig zu Gig wechselndes Bühnen-Kostüm-Outfit alleine schon ein Hingucker wert. Ob mit Hut oder ohne, ob mit Zopf, hochgestecktem oder langem offenem Haar - wir sahen ihn noch nie gleich gestylt. Der Mann hat zudem stets gute Laune. Ein Phänomen. Die nächste Scheibe kommt eventuell noch in diesem Jahr in den Staaten raus - wieder ganz andere Music. Zu allen diesen und weiteren interessanten Statements mehr im Interview in einem der nächsten ROADTRACKS-Magazine.
Dann im selbigen Zelt ein weiterer Auftritt von COLTER WALL mit kompletter Mannschaft. Wir kamen einfach nicht drum rum - der junge Mann hatte sich vor zwei Tagen in unsere Hypophyse eingebrannt. Mit 22 Jahren ist es erstaunlich, was dieser aufstrebende Hero schon alles erlebt haben muss, denn seine Songs sind mit Weisheit, Wehmut, guten und bösen Geschichten durchdrungen. Vieles liegt in der Tradition der Country- und Americana-Music. Sein akustisches Gitarren-Spiel ist unaufgeregt, seine Stimme ruhig und tief, Ansagen ohne Floskeln, konzentriertes Agieren – das hat schon extravagante Klasse. Alles steht im Einklang mit seinen drei exzellenten musikalischen Begleitern. Da kommt hoffentlich noch einiges auf uns zu - wir sind in ungeduldiger Erwartung…
Vor sechs Jahren hatte sie bereits einen Auftritt auf dem Tønder Festival und sehr gerne kam sie zurück - SARAH JAROSZ. Die 26-jährige Singer-Songwriterin aus Austin pflegt die traditionelle amerikanische Bluegrass-, Folk- und Roots-Music. Die zweifache Grammy Gewinnerin brachte uns vorwiegend - von ihren fünf Alben - Songs ihrer neuen Scheibe „Undercurrend“ (2016) zu Gehör. Introvertierter Gitarrist zur Linken und salopper Steh-Bassist zur Rechten, dazu faszinierende ruhige Performance von SARAH. Grandios ausgereifte Titel - virtuos von ihr dargeboten an Mandoline, Gitarre und Banjo. Ihr Aufstieg begann mit 16 Jahren und es ist glückicherweise kein Ende abzusehen. Beeindruckend.
Auch heute wieder an die frische Mainstage-Luft. Es ist angekündigt: ANDERSON EAST (Michael Cameron Anderson). Ein 30-jähriger US-Entertainer, der den Blues, Americana, Soul und Country in sich hat. Seine interessante Stimme und seine hyperaktive Bühnen-Präsenz lassen diese Show zu einem Happening werden. Die Freaks gehen bewegungsreich und willig mit. Es ist ein cooler Act, da sich auch seine musikalischen Begleiter nicht verstecken brauchen. Hör-Empfehlung „Delilah“ (2016).
Zum Festival-Abschuss zieht es uns noch mal ins Bolero, dem Spiegelzelt. Auf diesem Festival hat der niederländische Blues-Gitarrist HANS THEESSINK bereits über viele Jahre ein sogenanntes Heimspiel. Dieses Mal als Duo auftretend, an seiner Seite TERRY EVANS - der am 14. August seinen achtzigsten Geburtstag beging, ein Haudegen des Mississippi-Blues. Zwei ergreifende Stimmen mit jeweiligen faszinierenden Gitarren-Akkorden lassen dieses großartige dänische Handmade Folk-Music-Festival ausklingen.

Fazit: Das waren unsere ausgesuchten musikalischen Highlights. Leider konnten wir zeitlich nicht alle Gigs besuchen.

Die vielen gastronomischen Einrichtungen waren auch dieses Jahr wieder super. Im Gegensatz zu den deutschen Festivals alles total relax – ausgeglichene und freundliche Festival-Gäste, keine Hektik vor Ort. Vielleicht sehen wir uns ja im kommenden Jahr auf dem „Tønder Festival 2018“…, die ersten bestätigten Acts liegen bereits vor!

Bedanken möchten wir uns ganz herzlich bei den Veranstaltern des erstklassigen Festivals, bei Folk Spot Denmark und allen Helfern für ihre Activity zu diesem herrlichen Event.
Wir können nur immer wieder sagen: Wer handgemachte Live-Musik erleben möchte, der ist auf diesem Festival richtig gut aufgehoben.

Wir sehen uns :-)

24.08.2017 - ON STAGE
» Latest Gigs > DANIEL NORGREN
» Latest Gigs > LUCINDA WILLIAMS
» Latest Gigs > SAM OUTLAW

25.08.2017 - ON STAGE
» Latest Gigs > WILLIAM PRINCE
» Latest Gigs > TAMI NEILSON
» Latest Gigs > DORTHE GERLACH
» Latest Gigs > DARLINGSIDE
» Latest Gigs > COLTER WALL
» Latest Gigs > SHOVELS & ROPE
» Latest Gigs > THE DUSTBOWL REVIVAL
» Latest Gigs > ALLAN OLSEN
» Latest Gigs > PARKER MILLSAP

26.08.2017 - ON STAGE
» Latest Gigs > WOMEN'S CIRCLE
» Latest Gigs > THE SMALL GLORIES
» Latest Gigs > LOUDON WAINWRIGHT III
» Latest Gigs > MARC COHN
» Latest Gigs > GRANT-LEE PHILLIPS
» Latest Gigs > KAIA KATER

27.08.2017 - ON STAGE
» Latest Gigs > KARL BLAU
» Latest Gigs > COLTER WALL
» Latest Gigs > SARAH JAROSZ
» Latest Gigs > ANDERSON EAST
» Latest Gigs > HANS THEESSING & TERRY EVANS