STATIC ROOTS FESTIVAL

13. und 14.07.2018 Oberhausen – Zentrum Altenberg

Sonnenschein, Autobahn und gute Laune begleiteten uns auf den Weg in die ehemalige Zink-Fabrik, das jetzige Kultur-Zentrum Altenberg. Da brauchen wir nicht mehr fragen: Wo ist das denn? Die Americana-, Country- und Roots-Rock-Fans wissen: Oberhausen, da wo auch das Gasometer seinen Standort hat. Im dritten Jahr seines Bestehens ist das STATIC ROOTS FESTIVAL nun kein Geheim-Tipp mehr – es hat sich in Mittel- und West-Europa herumgesprochen: Diesbezüglich hat sich etwas Großartiges in diesem musikalischen Nischen-Bereich entwickelt, der in Deutschland lange nicht existent war. Initiator & Veranstalter DIETMAR LEIBECKE akquirierte auch dieses Jahr wieder etliche Künstler und Bands, die bisher ihre Füße noch nicht auf deutsches Festival-Gelände gesetzt hatten.

Durch das Programm führte wieder der kanadische Radio-Moderator JEFF ROBSON in seiner bewährten Art mit etlichen Hintergrund-Informationen zu den auftretenden Music-Artists, die dann in dieser Reihenfolge durchstarteten:

Der Auftakt des Festivals war HANNAH ALDRIDGE vorbehalten. Eine Americana-Folk- und Country-Pop-Sängerin, ursprünglich aus dem amerikanischen Muscle Shoals, in einem superben Solo-Auftritt, gespickt mit Liedern über Liebe und Trennung bis zur Mörder-Ballade. Ohr-Wurm-Songs sind diesbezüglich „Lie Like You Love Me“, “Lonesome” und „Gold Rush”. Ihre 15-jährige Aufenthalts-Dauer in Nashville haben dabei ihre Spuren hinterlassen. Ein gelungener Auftritt, der Appetit auf weitere interessante Gigs versprach.

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THE STEPHEN STANLEY BAND mit dem Leader selbigen Namens, der mit der kanadischen Alt-Rock-Band „Lowest Of The Low“ bekannt wurde, rief 2015 diese neue Band ins Leben. Bar-, Liebes- und Lebens-Geschichten umgesetzt, u. a. in „The Troubadour Song“, „Things I Wish” und „Jimmy & The Moon“. Die Amerikanerin HADLEY McCALL THACKTON gab mit STEPHEN nicht nur im Duett „Next To Me” einen kleinen Eindruck auf ihren am nächsten Tag folgenden großartigen Gig. Auch der mehrfache Einsatz des irischen Gast-Accordion-Spielers GERARD MOLONEY passte vortrefflich in die musikalische Abfolge des Gesang- und Gitarren-Spiels.

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Die irische THE MIDNIGHT UNION BAND bereits 2016 vor Ort und auf dem Kilkenny Roots Festival stets ein Heimspiel habend, nun schon zum zweiten Mal im Line-Up dieses Festivals. „I’m Your Leader“ sang SHANE JOYCE und die Gitarren jaulten. Der neue Song „Moon“ und Perlen wie „Just A Scar“ und „But I Am The Night”, dieser mit über acht Minuten, kamen hervorragend an. Dieser Auftritt stellte auch eine gedankliche Verbindung zu WILLIE MEIGHAN dar, dem Inhaber der legendären Rollercoaster Records in Kilkenny, der im November 2017 an Krebs verstorben war und enger Freund & Berater der Band gewesen ist.

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Kanada - unendliche Weiten, großartige Wälder und Tausende von Music-Akteuren. Zum Abschluss des ersten Festival-Tages - aus Hamilton/Ontario - TERRA LIGHTFOOT im spielfreudigen Roots-Rock-Trio. Gar nicht so bluesig, wie von ihren beiden erschienenen Scheiben eigentlich zu erwarten war, ging es hier on stage straight on. Mit ihrer Mezzo-Sopran-Stimme, des Öfteren über mehrere Oktaven, und ihrem E-Guitar-Spiel forderte sie zum Gemetzel auf. Der frenetisch einsteigende Bass-Guitar-Player begab sich daraufhin in ein Schweiß-Bad. CHARLIE WHITTEN, eigentlich erst im Samstag-Line-Up, zog es zweimal als zusätzlichen Guitar-Player in dieses Schlachtfeld, in dem TERRA von „Ruthless“ und „Paradise“ sang. War es nun Cow-Punk oder Pigs-Rock oder…? Egal. Es war großartig.

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Wem sagt schon der Name JUSTIN OSBORNE etwas, außer Insidern. Das ist der Leader der Band SUSTO, die in Roots-Rock-Gefilden ihre Heimstatt gefunden hat. Im ersten Auftritt des zweiten Festival-Tages steht nun dieser junge Mann aus Charleston in South Carolina mit akustischer Gitarre als Solo-Künstler auf der Bühne. Hier als sanfter Liedermacher und Erzähler, nicht immer mit positiven Geschichten, dafür aber mit temperierten in die Herzen gehender Stories von Dunkelheit, Verlust und Vergänglichkeit, von verrückten und seltsamen Zeiten in Songs wie „Far Out Feeling“, „Mystery Man“, „Diamond’s Icaro“. Auf seinen beiden Händen steht auf den Finger-Knöcheln tätowiert ACID BOYS – das war hier überhaupt nicht der Fall. Sein Statement: Sein Land sei schön und viele Menschen sind zudem positiv aufgeschlossen – auch er sei durchaus ein hoffnungsvoller Mensch.

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ANTHONY DA COSTA hatten wir bereits 2017 auf dem Tonder-Festival als Session-Musiker von SARAH JAROSZ mit teils exaltierten Gitarristen-Ritten in Augenschein nehmen dürfen. Hier on stage mit der dänischen Band THE SENTIMENTALS als Verstärkung – in der Besetzung zweier weiterer Gitarristen und eines Drummers. Der junge Mann aus Nashville präsentierte seine Lieder vom neuesten Solo-Album „Da Costa“ in einem perfekten Song-Writing. Lieder wie z. B. „Where We Go“ und „Lonely Man“ ließen ihn nicht als einsamen Heimatlosen, sondern als gereiften Fahrensmann, erscheinen. Der Gig begann mit tiefschürfenden grüblerischen Song-Attitüden, ging in eine hyperaktive Phase über und imponierte besonders prächtig mit dem Song „All Of Your Family“. Perfekte Performance.

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Ein Mann wie ein Baum und nichterahnter sentimentaler Stimme lieferte dann in einem Solo-Set sein Können ab. Das Bratzen auf der E-Gitarre machte ihm Spaß. Auf seine Harmonica verzichtete er, da diese um es gelinde wiederzugeben, nach Schei..ben-Kleister klang, wie er meinte. Tragische und unerfüllte Wünsche kamen in seinen folkigen Songs natürlich auch vor, die da als Beispiel wären: „Since She’s Gone“, Playwrigt“ und „Balance“. Zudem frustrierte Beziehungen und die Kalamitäten, die einem Songwriter in der Kürze des Lebens so passieren. Das alles jedoch in einem relaxten Auftritt von Nashville Folk-Rock Singer-Songwriter CHARLIE WHITTEN dargeboten. „Dreaming“ brachte es auf den Punkt.

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Mit dem Fallen im Music-Business ist das ja auch so eine eigene Geschichte…umgekehrt war HADLEY McCALL THACKTON für dieses Festival ein großartiger Glücks-Fall. Es gab eine sporadische Absage eines Künstlers und sie sprang auf die Bühne. Nach dem Warm-Up am Vor-Tag nun ihr Auftritt mit eigenen Songs. Ihre Nervosität bekam die 25-Jährige, gebürtig in North Augusta, aufgewachsen in Atlanta und nach Irland ziehend, gut in den Griff und THE STEPHEN STANLEY BAND stärkte ihr den Rücken, obwohl das Zusammen-Spiel nicht immer perfekt war. STEPHEN STANLEY hatte ihre überwältigende Stimme in Ontario in den BROWN-Studios gehört und mit HADLEY dann das Duett „Next To Me“ aufgenommen. Nun in Oberhausen on stage. Southern Folk, Alt-Country und Americana sind ihr zu eigen. Die hier dargereichten Songs Ihres Debüt-Albums, waren nicht nur eine günstige (An)Gelegenheit mit „Chance“, sondern ein Ereignis besonderer Art.

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BENNETT WILSON POOLE - bereits auf dem Kilkenny Roots Festival 2018 in Augenschein genommen und in den Gehör-Gängen verwurzelt - nun auch auf den Brettern dieses Venues. Eine Collaboration von DANNY GEORGE WILSON (Danny And The Champions Of The World, Grand Drive), ROBIN BENNETT (The Dreaming Spires, Goldrush, Saint Etienne) and TONY POOLE (Starry Eyed and Laughing). DANNY WILSON im Vor-Jahr mit den Champions im hiesigen Festival-Programm - nun in einem Projekt mit diesen beiden Herren und E-Bass- und Drum-Verstärkung. Ein starker Band-Auftritt, der vom sich zurückhaltenden und außergewöhnlichen Produzenten TONY POOLE gesteuert und zunehmend von seiner Rickenbacker-Gitarre befeuert wurde. Ihre klaren Stimmen und der vielfältige Einsatz ihrer Gitarren ließen teilweise ein West-Coast-Feeling aufkommen. „Soon Enough“, „Side One“ und „Ask Me Anything“ sind starke Songs aus einer Kombination von britischer Music der 70er Jahre mit heutigem Americana bis zum Dream-Pop. „You Got It“, ein Cover von ROY OBISON, brachte die Freaks zudem an den Rand des Austitschens. Superb.

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Nashville, nein nicht schon wieder Tennessee-Artists, aber Art-Musik-Klänge aus deren Gefilden, von einer Band aus Europa. Im September 2018 werden sie auf dem Americana Festival selbigen Ortes auftreten, nachdem sich ihre Highlight-Auftritte von den Kilkenny Festival Jahren 2017 und 2018 wie im Fluge rumgesprochen haben. Eine vierköpfige Österreich-Schweizer-Pari-Pari-Formation mit Band-Leader und Sänger CHRISTOPH COMPER, die den etwas außergewöhnlichen Namen PRINZ GRIZZLEY AND HIS BEARGAROOS gewählt hat. Nicht nur die Americana Musik wurde aufgerufen, nein bester Country wurde zelebriert. Wie hatten wir doch bereits von den Kilkenny-Auftritten geschrieben: Sänger CHRISTOPH COMPER, die Seele der Band, hatte mit seinem teils flehenden Gesang, teils leichtem Brüll-Ton und dem Winseln in der Stimme im Handumdrehen die Freaks um seine Grizzley-Finger gewickelt, da Songs wie z. B. „Fiery Eyes“, „I May Be Late“, „Drifting“, „Wide Open Country“ und „Where Is Your Fire Gone“ einfach Sahne-Schnitten mit Häubchen sind. Man denkt an wüste Süd-Staaten-Mucke, dabei liegen ihre Roots im Bregenzer Wald. Die famose Pedal-Steel haben wir heute noch als Hypophyse-Branding verewigt. Ein unglaubliches Lebensgefühl war das im Zink-Ranch-Saloon. „Come On In“.

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Der Ausklang des Festivals wurde von JOE FIRSTMAN und seinen Mannen bestritten. CORDOVAS ist der Band-Name, deren musikalische Band-Breite mit Country, Southern- & Roots-Rock, West-Coast-Music, Blues und undefinierbaren Side-Steps ein üppiges Feld bedient. Teilweise mehrere Stil-Richtungen in einen Song geschichtet. Mehrmals war es schwierig, den Übergang von einem zum nächsten Titel zu erkennen. Auf dem Take Root Festival 2017 waren die Song-Ausführungen etwas klarer, was aber den Auftritt hier nicht schmälerte. Psychedelisch und unstrukturiert ging alles über die Bühne. JOE gab ein Solo am Keyboard. Nicht nur Songs ihrer neuen Scheibe „That Santa Fe Channel“ fanden Gehör, auch ein NEIL-YOUNG-Klassiker wie „Down By The River“ wurde aufgerufen, somit war die Stimmung prächtig. Nicht nur die Bier-Hähne waren in Bewegung, die Band & die Freaks schwangen die Tanz-Beine, Hüften kreisten wie beim Hula-Hoop, Köpfe mit Mähnen oder auch ohne wurden geschüttelt, als wären die Band-Vor-Bilder GREATFUL DEAD selbst zugegen oder all die anderen prächtigen Bands der 70er.

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Hier nochmals von der perfekten Organisation inklusive vieler Helfer, mustergültigem Merchandise und den üppigen Getränke- & Verpflegungs-Angeboten zu sprechen, ist wie, Holz in den Bregenzer Wald tragen, Eulen nach Athen oder STATIC ROOTS im Ruhrpott Oberhausen zu erwähnen.

Peace, Love & Rock’n Roll“ tat in momentan relativ schwierigen Zeiten für zwei Tage richtig gut.

Fazit: Mit dem STATIC ROOTS FESTIVAL - DA WEISS MAN WIRKLICH, WAS MAN HAT, Americana-, Country- und Roots-Music mit allen Ablegern vom ALLERFEINSTEN.

Fette Empfehlung!!!

Wir sehen uns am 12. und 13. Juli 2019 vor Ort. Das Line-Up hat bereits konkrete Formen angenommen und wird wieder durch die Fabrik-Decke gehen :-)
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