DAILY THOMPSON

Januar 2022 Interview - Es muss Bock machen

Die Kritiken zum neuen Album „God of Spinoza“, dem bereits zweiten beim engagierten Berliner Noisolution Label, sind durchweg positiv, ja überaus euphorisch. Das freut mich, weil das Trio um Sänger und Gitarrist Danny, Bassistin Mephi und Drummer Matthias den Erfolg einfach verdient hat. Kaum eine Band die sich so in die Sache reinkniet, dermaßen viel Leidenschaft an den Tag legt, authentisch agiert und dabei noch Sympathiefaktor 10 erreicht. Wobei dies nicht auf Lasten der Rock n‘ Roll Attitüde geht, um das mal klar zu stellen. Mercedes „Mephi“ Lalakakis, nahm sich die Zeit unsere Fragen zu beantworten.

...jetzt sitzen wir ein Jahr später wieder zusammen, stehen erneut vor einem Teil-Lockdown und es werden Konzerte, Tourneen und Festivals gecancelt. Wie haltet ihr das aus? Was ist eure Durchhalteparole?


Mercedes: Schön ist anders, aber es nützt ja nichts. Wir haben seit den ganzen Absagen und das ist gefühlt schon seit Anfang 2020 so, genau zwei Möglichkeiten, entweder Kopf in den Sand oder weiter machen. Wir haben uns für zweiteres entschieden, auch jetzt haben wir die Zeit wo unsere Dezember Tour und das letzte Festival in der Schweiz auch wieder gecancelt wurden, direkt genutzt und wir sitzen schon wieder an neuen Ideen und Sounds. Viel mehr können und wollen wir ja auch nicht. Daher hilft uns, so abgedroschen das auch klingen mag, tatsächlich die Musik durch diese viel zu lange Live Durststrecke.

Zumindest über eine neue Platte, wohl viel schneller als zu Nicht-Corona-Zeiten erschienen, dürfen wir uns freuen. Die letzte hieß „Oumuamua“, da musste ich euch schon nach der Bedeutung fragen, jetzt macht ihr es einem auch nicht leichter. Ich habe mal darauf verzichtet zu googeln und lass es mir von euch erklären.....wer ist denn der „God of spinoza“?

Mercedes: Sehr gut, wieder ein Titel, der zum Nachdenken anregt, so soll es sein. „I only believe in the God Of Spinoza“, war die Antwort von Albert Einstein, wenn er gefragt wurde an welchen Gott er glaubt. Dadurch ist Danny darauf gekommen und das geht zurück auf den Philosophen Baruch de Spinoza. Für mich der erste Punk des 17. Jahrhunderts. Seine Kernaussage liegt darin, dass es eben nicht den einen Gott gibt, sondern Gott in allem ist. Man soll an das glauben, was einem selbst gut tut ohne es anderen aufzudrängen. Er stand damals schon für Meinungsfreiheit, Redefreiheit und vor allem Religionsfreiheit, dementsprechend war die Kirche nicht grade sein bester Freund. Einfach mal reinlesen, sehr spannend!

Ihr seid eine leidenschaftliche Live-Band, der das Spielen großen Spaß macht, ihr scheint auch gut miteinander zu funktionieren. Wie ist das im Studio? Wie entstehen Eure Songs? Ist das ein demokratischer Prozess?

Mercedes: Meistens kommt Danny mit einer Riff Idee um die Ecke und dann wird ausprobiert. Das kann immer unterschiedlich laufen, mal geht es super schnell oder ein Song muss nochmal „in die Schublade“ und kommt nach einer „Ohrenpause“ wieder raus und funktioniert erst dann richtig gut und wird spannend. Bei „Cantaloupe Melon“ haben Danny und ich auch mal ein bisschen mehr an den verschiedenen Melodien getüftelt, es kommt halt immer drauf an, aber jeder darf sich einbringen und (fast) alles wird ausprobiert, es muss halt immer Songdienlich sein. Da wir jetzt schon das zweite Mal anstatt im Studio in unserem Proberaum aufgenommen haben, ist die Stimmung sowieso nochmal lockerer und wichtig für uns ist es immer, dass man Spaß hat und sich wohl fühlt ohne zu verkrampft und verkopft bei der Sache zu sein.

Die Musik ist dieses Mal recht 90ies-Indierock, mit Schwerpunkt Grunge, vor allem Alice in Chains kommt mir in den Sinn, oder L7....war das eine natürliche Entwicklung, etwas was sich beim Schreiben einfach so ergeben hat?

Mercedes: Die 90iger begleiten uns alle ja schon immer, im ersten Lockdown haben Danny und ich im Wohnzimmer auch unplugged Songs von z.B. The Smashing Pumpkins, Nirvana und anderen gecovert, also „neu“ ist das alles nicht. Wir gehen ja auch nicht so vor, dass wir uns sagen, jetzt machen wir Space Rock und jetzt Grunge... Es muss Bock machen und genau deshalb entwickelt sich das alles einfach so wenn man neue Songs macht. Man hört zwar schon, dass es wieder in eine neue Richtung geht und trotzdem der typische DT Sound ist (für uns zumindest). Hauptsache es macht Spaß!

...und auch entspannter kommt die neue Scheibe rüber. „Cantaloupe melon“, „Golden desert child“, vor allem aber „I saw Jesus in a Taco Bell“, verbreiten eine erfreulich chillige Stimmung...Gerade letzterer ist ein verdammt klasse Song mit einem zudem coolen Songtitel. Macht ihn zumindest interessant. Worin geht’s in dem Song?

Mercedes: Ich finde den Song auch ganz herrlich! Es geht darum, dass Jesus mal wieder im Taco Bell sitzt und dann sieht, das sein Lieblings Menü gestrichen worden ist und er nun was anderes probieren muss, das zwar auch ganz gut ist, aber eben nicht an DAS Menü rankommt. Wenn wir den Song im Proberaum spielen muss ich mich auch oft zusammenreißen nicht vor Lachen zusammen zu brechen, Danny singt so gut als würde er sterben und dabei geht es eben „nur“ um das Menü und eine Handvoll Saucen die für umme mitgenommen werden... Ich finde es halt super witzig und deshalb mag ich es umso mehr, dass der Song auch so ankommt wie wir uns das gedacht haben.

Der Titel klingt auch nach Amerika, nach Roadmovie.....sind die USA eigentlich karrieretechnisch ein Thema für euch?

Mercedes: Wir haben auch schon überlegt, dass mal als Kurzfilm zu verfilmen ;) Klar wär es toll mal in den USA zu touren (ich glaube so denken viele), wir haben sogar Booking Kontakte dort, aber die Kosten für Visa sind unglaublich hoch, das ist halt auch etwas unfair. Die Bands aus Amerika können einfach so hier spielen und für EU Bands ist es wahnsinnig schwierig (ohne Management oder Geldgeber oder Familie) „drüben“ zu zocken. Aber natürlich ist da schon was in Planung, mehr dazu später, wer weiß wer mitliest ;) Ob das allerdings alles so Karriere fördernd ist sei dahingestellt, natürlich klingt das alles super, aber ich kenn auch viele deutsche Bands, wo man immer denkt, wow, die spielen in den USA, aber dann spielen sie da auch nur in kleinen Bars vor 20 Mann, wenn es nicht grade eine Support Tour für einen größeren Act ist.

Lass uns zum Schluss noch etwas vom üblichen Interviewschema abschweifen. Ich würd euch einfach gerne ein paar Stichworte oder Kurzfragen vorgeben....

Dortmund... auf Kohle geboren, ohne Kohle gestorben!

Durchzechte Nächte... sind erst dann richtig gut, wenn man Muskelkater vom Tanzen und Lachen hat!

Ouzo oder Gin? Ein Ouzo vor der Show, Gin immer!

Stößchen oder Tonkrug? Kommt drauf an, wenn ein Bier grad zu schwer ist, gerne auch mal ein Sektchen gegen eine Kreislaufentzündung oder ein eisgekühltes Schörlchen!

Katerkiller? Dannys Ei Variationen, vom Rührei zu Spiegelei im Paprikaring, es heilt oft alle Wunden. Auch vegan erhältlich.

Training/Fitnessfaktor? (muss ja nicht gleich Zehnkampf sein😊) von 1-10? Oh ha, nehmen wir Fitness Faktor Fahrrad wäre Danny wohl weit oben, beim Fitness Faktor Schlaf kratzt Matze schon fast an der 10 und der Fitness Faktor 8x10 Bass Box schleppen wäre dann wohl meine top Disziplin, ich würde mich da selber mit einer grandiosen 8 bewerten.

Entspannung: Städtetrip oder Strandurlaub? Beides immer gerne Hauptsache mit Lieblings Menschen und dazu lecker Essen und gute Drinks!

Words: Mona Fette

Photocredit: Jonas Wenz

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