KILKENNY ROOTS FESTIVAL 2018

04. - 07.05.2018 Kilkenny
Das in diesem Jahr stattgefundene KILKENNY ROOTS FESTIVAL feierte nun bereits sein einundzwanzigstes Bestehen und hatte wieder großartige KünstlerInnen im Programm. Alleine schon die mittelalterliche Stadt im Süd-Osten Irlands ist eine Reise wert und on Top dazu dann noch das Roots-Festival - grandios. Zudem entsteht der Eindruck, dass die 26.000 Einwohner alle irgendwie in das Festival integriert sind, das wiederum fast ausschließlich in Pubs bzw. deren kleinen Musik-Räumen stattfinden, wenn man mal vom Set Theatre absieht. Das Fassungsvermögen der Locations ist auf ca. 200 Besucher bemessen, so dass die hochklassigen Gigs im Vorfeld bereits restlos ausverkauft sind. Alle anderen ca. 100 Band-Auftritte sind frei von Eintritts-Geldern und ein frühzeitiges Erscheinen war stets ratsam. Da sich das Wetter über die vier Festival-Tage - mit Sonnenschein - auch noch von seiner besten Seite zeigte, war das Music-Event mit Freaks aus etlichen europäischen Ländern ein großartiges Erlebnis.
Am Eröffnungstag hatten wir uns zum Einstieg den irischen Singer-Songwriter SEAMUS FOGARTY mit Band ausgesucht, der für seine Fabeln über die Liebe, das Leben, den Suff, die Berge und das Meer bekannt wurde - Album „The Curious Hand“ (2017). Seine elektronischen Zwischen-Spiele in einigen Songs waren gewöhnungsbedürftig. Sein abwegiger Humor gekonnt - somit schon mal ein gelungener Auftakt.
Mit Spannung wurde am selbigen Tag die britische Formation BENNETT WILSON POOLE erwartet, deren Musiker ja bereits aus anderen großartigen Formationen bekannt sind, die da wären: DANNY GEORGE WILSON (Danny And The Champions Of The World, Grand Drive), ROBIN BENNETT(The Dreaming Spires, Goldrush, Saint Etienne) and TONY POOLE (Starry Eyed and Laughing). Ein starker Band-Auftritt, der vom sich am Anfang noch zurückhaltenden außergewöhnlichen Produzenten TONY POOLE - an der zwölf-Saiten elektrischen Rickenbacker - gesteuert wurde. Wunderbares Songwriting, klare Stimmen und die Gitarren des Trios ließen teilweise ein West-Coast-Feeling aufkommen - es erinnerte an die Byrds, CSN&Y, Beach Boys der 60er und auch an die Beatles. Starke Songs wie „Soon Enough“, „Side One“ und „Ask Me Anything“ aus dem 2018er Album prägten den musikalischen Abend. Im Zugaben-Teil gab dann auch noch jeder Song-Writer eine Solo-Präsentation, die sogar für uns die Konzert-Highlights waren.
Am Samstag zur Mittagszeit dann bereits der Auftritt von MICHAEL NAU, den wir vorher noch nicht live erlebt hatten und der mit seiner Band eine absolut positive Überraschung darstellte. Der Song-Writer aus Maryland brachte etlichen Songs seines zweiten Albums „Some Twist“ (2017) zu Gehör. Er war für uns eine echte Neu-Entdeckung, obwohl er kein Unbekannter mehr in der Indie- und Americana-Szene mit seinen vorherigen Bands „Cotton Jones“ und „Page France“ ist. Ein echter Crooner - hat uns super gefallen. Wir bleiben an ihm dran.
PRINZ GRIZZLEY ein etwas spezieller Band-Name, wenn man zudem noch AND HIS BEARGAROOS hinzufügt. Da wir diese österreichisch-schweizer Americana-Country-Blues-Formation jedoch bereits in Deutschland begutachten konnten, wussten wir was uns Famoses erwartete. 2017 waren sie in Kilkenny noch ein Geheim-Tipp und in diesem Jahr gehörten sie bereits zu den Headlinern. Sänger CHRISTOPH COMPER, die Seele der Band, hatte mit seinem teils flehenden Gesang, teils leichtem Brüll-Ton und dem Winseln in der Stimme im Handumdrehen die Freaks um seine Grizzley-Finger gewickelt, da Songs wie z. B. „Fiery Eyes“, „I May Be Late“, „Drifting“, „Wide Open Country“ und „Where Is Your Fire Gone“ einfach Sahne-Schnitten mit Häubchen sind. Auf jeden Fall war die Band aus dem Bregenzer Wald, die wie eine Americana-Süd-Staaten-Fraktion klingt, im Süd-Osten Irlands am richtigen Ort. Nicht zu vergessen zudem die herrliche Pedal-Steel, die wir immer noch in den Gehör-Gängen haben. Tipp: Einfach das Album „Come On In“ (2017) reinziehen. Weiter so ihr Wald-Schrate der Prärie!
Bei einem Haus-Konzert in Deutschland hatten wir bereits die Gelegenheit Songs der „Rule 62“ (2017) genießen zu dürfen - es geht diesbezüglich um die Band von WHITNEY ROSE, die in Kilkenny zum ersten Mal zu Gast war. Die aus Kanada stammende und jetzt in Austin lebende Country-Musikerin geht seit 2012 ihren gradlinigen Weg mit moderner Country-Music. In ihrer Familie erlebte sie bereits frühzeitig diese Musik-Richtung. Mit einer Gibson-Acoustic-Guitar und der Erfahrung einer gescheiterten Beziehung, die sich in mehreren Songs ihrer Darbietung niederschlagen, gibt sie das Süd-Staaten-Girl par excellence. Songs wie „Can’t Stop Shakin‘, „Better To My Baby“, „Trucker’s Funeral” und „You Don’t Scare Me”, sind nur einige ihrer Ohr-Würmer. Auch die Songs ihrer 2017 EP “South Texas Suite” wie “Three Minute Love Affair” und “My Boots” machten den Gig zu einem Erlebnis.
DARLINGSIDE, nicht nur der Name klingt gut, die vier Herren DON MITCHELL, AUYON MUKHARJI, HARRIS PASELTINER und DAVID SENFT aus Boston sind mit ihrem 2018er Album „Extralife“ sowas von am Durchstarten, das jeder örtliche Veranstalter sie gerne in einem seiner Venues hätte. Nun also auch in Kilkenny. Ihre Auftritte wurden hier gefeiert. Die vier gruppieren sich um ein einzelnes Kondensator-Mikrofon und der Harmonie-Gesang mit Acoustic-Gitarren, Banjo und Mandoline nimmt seinen Lauf. Ihre Quartett-Arrangements umfassen vom barocken Folk- und Kammer-Pop bis zum Indie-Rock ein breites Spektrum. Eigentlich spielen sie auch keinen richtigen Bluegrass und darin liegt ihre große Stärke. Alles exquisit ausgewählt, exklusiv zelebriert. Wir denken diesbezüglich an die neuen Songs „Best Of Best Of Times“ und „Futures“ und an bereits bekannte Songs wie „The God Of Loos“, „White Horses” und „The Ancestor“ aus früheren Jahren, die natürlich nicht fehlen durften. Ihr Auftritt im Set Theatre machten sie zu Lieblingen des Festivals. In einer aus den Fugen geratenen momentanen Welt, ist die Sehnsucht auch ein bisschen nach CSN-Music angebracht und man sieht was aus einer Studenten-Band werden kann - Großes.
Der Tag hatte aber noch einen weiteren absoluten musikalischen Knaller zu bieten, auf den wir uns im Vorfeld bereits besonders gefreut hatten, sie endlich live zu erleben - die Americana-, Gospel-, Folk- und Country-Band BIRDS OF CHICAGO. Am Tag zuvor war in Europa ihr neues Album „Love In Wartime“ erschienen und diese Songs waren ein wesentlicher Bestandteil ihrer faszinierenden Präsentation. Sängerin ALLISON RUSSELL an Clarinet und Banjo und ihr Gatte JEREMY LINDSAY (aka JT NERO) mit Vocals und Acoustic-Guitar brachten nicht alleine die Cleerens Bar & Theatre zum Kochen, nein sie hatten sich mit drei weiteren extravaganten Musikern verstärkt, so dass hier ein echtes Happening veranstaltet wurde. Wir denken da auch im Besonderen an ANDY STACK an der Dobro und Lead-Guitar. Songs wie „Travelers“, „Roll Away“, „Superlover“, „Baton Rouge“ und „Lodestar“ wurden fast schon mit Beseeltheit drapiert. Nicht zu vergessen die wunderbaren Songs von ihrem 2017er EP-Album „American Flowers“ mit „Alright Alright“ und „American Flowers“. „Time and Time“ und „Barley“ waren dann auch noch gekonnte Rückgriffe auf ihr 2016er Album „Real Midnight“, das JOE HENRY produziert hatte. Alles faszinierend und mit viel Empathie - ein großartiges Americana Gospel Dream Team!
Der Der Sonntag begann für uns musikalisch mit der kanadischen Alternative-Country-Band DEEP DARK WOODS, die wir auch gerade zuvor erst im holländischen Venlo gesehen hatten. Zusätzlich integriert in die eigentliche Dreier-Combo sind ja auch KACY ANDERSON und CLAYTON LINTHICUM, die auch als eigene Band KACY & CLAYTON auftreten und 2017 ein schönes Album namens „The Siren’s Song“ herausgebracht haben. Aber zurück zu DEEP DARK WOODS, bei denen der Band-Leader RYAN BOLDT hier einen relativ manischen Auftritt mit seiner Band on Stage präsentierte. Zudem war ihm das frühe Licht in der Location nicht genehm, so dass er bereits nach dem ersten Titel das Licht zur Keller-Atmosphäre runterfahren lies. Ein Konzert fast im Dunklen hat natürlich auch was, so dass Songs wie „Falken Leaves“ und „Drifting On A Summer’s Night“ vom neuen 2017er Album „Yarrow“ eine besondere Ausstrahlung erhielten.
Im Set Theatre dann ein intensiver Auftritt der US-amerikanischen Folk- und Country-Sängerin MARY GAUTHIER an der Acoustic-Guitar mit ihrem italienischen Violinen-Begleiter MICHELE GAZICH. Das Thema ihres Sets ward geprägt von ihrem neuen 2018er Album „Rifles & Rosary Beads“. Die Texte dieses Werkes beschäftigen sich mit den Veteranen der US-Kriege und deren traumatisierten SoldatenInnen. Mit ihrem Markenzeichen, ihrer rauchigen Stimme, vollbrachte sie es, die Beschreibungen dieser aktuellen gesellschaftlichen Problem-Themen mit Bedacht, der Zuhörerschaft zu vermitteln. Diesbezüglich hinterließen das klassische Song-Writing in „Soldering On“, „I Got Your Six“, „Brothers“, „The War After The War“ und „Stronger Together“ absoluten Tiefgang. Das ist das Ergebnis vergangener viereinhalb Jahre mit einer Non-Profit-Organisation namens „SongwritingWith: Soldiers“. Mehr als nur beachtenswert!
Natürlich stand dann auch noch ein zweiter Gig von PRINZ GRIZZLEY im Pumphouse auf dem Time-Table und es war wieder im ausverkauften Saloon ein heißer Ritt - was nochmal die Frage aufkommen ließ, kommen diese Cowboys wirklich aus dem Bregenzer Wald?
Die Freunde vom Rollercoaster Records, die einen wesentlichen organisatorischen Beitrag zum Gelingen des Festivals beitrugen, hatten dann auch noch zu Showcases geladen. So gab es im Platten-Laden dann zum Beispiel Auftritte von DARLINGSIDE und BIRDS OF CHICAGO. Eine großartige Idee in einem brechend vollen Verkaufs-Shop.
Der Abend war noch mal mit einem Auftritt bei den BIRDS OF CHICAGO gebucht, die ihr Set zu einem Best-Off machten. Himmlisch.
An den drei ersten Festival-Tagen schauten wir natürlich zwischen den Headliner-Auftritten auch in viele Pubs und Locations, um dort Eindrücke von anderen Bands zu gewinnen, die dann eventuell im nächsten Jahr bereits als Headliner auftreten werden. Ob in den Locations „Ryans Bar“, „Billy Byrnes”, “Pumphouse”, „Cleeres Bar“ oder, oder, oder… in allen Pubs und Locations war stets prächtige Festival-Stimmung bis tief in die Nächte angesagt und das Bier floss in Strömen - es war phantastisch. Gibt es leider in Deutschland in ähnlicher Form nicht. 2019 sind wir wieder vor Ort - großes Versprechen!!!

Unsere exklusiven Galerien zum KILKENNY ROOTS FESTIVAL 2018:

04.05.2018
» Latest Gigs > SEAMUS FOGARTY
» Latest Gigs > BENNETT WILSON POOLE
05.05.2018
» Latest Gigs > MICHAEL NAU
» Latest Gigs > PRINZ GRIZZLEY
» Latest Gigs > WHITNEY ROSE
» Latest Gigs > DARLINGSIDE
» Latest Gigs > BIRDS OF CHICAGO
06.05.2018
» Latest Gigs > THE DEEP DARK WOODS
» Latest Gigs > MARY GAUTHIER
» Latest Gigs > PRINZ GRIZZLEY
» Latest Gigs > DARLINGSIDE
» Latest Gigs > BIRDS OF CHICAGO (Rollercoaster Records)
» Latest Gigs > BIRDS OF CHICAGO (Cleeres Bar & Theatre)