TAKE ROOT FESTIVAL 2023

04.11.2023 Groningen / De Oosterpoort

Das im Norden der Niederlande gelegene Groningen ist mit seiner hübschen, historischen Altstadt immer eine Reise wert. Für Roadtracks lohnt sich – dem nasskalten Wetter zum Trotz – ein Besuch am ersten Novemberwochenende ganz besonders, wenn samstags die 25. Ausgabe von Take Root stattfindet.

Das eintägige Indoor-Festival hat sich die Rootsmusik Nordamerikas auf den Leib geschrieben, die hier im De Oosterpoort in all ihrer Bandbreite von einem überzeugenden Line-Up auf kleinen und großen Bühnen präsentiert wird.

Den Startschuss im Foyer machen Jerry Leger & The Situation, die ihr neues Album Donlands in ganzer Länge aufführen, das wie seine Vorgänger runter geht wie Öl, um es mal so zu sagen. Was im Übrigen auch für den Auftritt des kanadischen Songwriters gilt, dessen Begleitband in sämtlichen Roots-Spielarten stilsicher im Sattel sitzt.

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Danach bestätigt Kassi Valazza in einem der kleineren Konzertsäle den Eindruck ihrer ersten beiden überragenden Alben, dass es sich hier jetzt schon um eine große Songschreiberin handelt. Ihre mit hauchzarten und butterweichen Psychedelic-Tupfern angereicherten Folk- und Country-Songs kommen auch mit reduzierter Trio-Besetzung bestens zur Geltung.

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Ruppig-rockig geht es dann im Kontrastprogramm von Sarah Shook & The Disarmers weiter, die mit ihrer rotzigen Americana ordentlich für Stimmung im Foyer sorgen. Mehr Rock’n’Roll kann man auf einem Roots-Festival nicht erwarten!

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Freunde klassischen Songwritings sind dann bei Ian Noe an der richtigen Stelle: Der Mann aus Kentucky hat auf seinen zwei Alben bewiesen, dass ihn John Prine nicht umsonst auf die Bühne geholt hat. Dass dessen Bassspieler jetzt in Noes Band ist, sagt ja irgendwie auch etwas über das Talent des 33-Jährigen aus, dessen Songs in den ersten Reihen lautstark mitgesungen werden.

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Als Soul- und Bluesman alter Schulte erweist sich dann Robert Finley mit Cowboyhut und Sonnenbrille: Der von Dan Auerbach unter seine Fittiche genommene 69-Jährige ist körperlich schon etwas mitgenommen, stimmlich aber noch voll im Saft und sorgt so für 45 bluesige bis groovende Minuten, die dem Spätberufenen (sein erstes Album veröffentlichte er 2016 im Alter von 62 Jahren) sichtlich Spaß bereiten.

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Bestens eingespielt nach 30 Bandgeschichte (ohne Wechsel!) sind die Old 97’s. Der erstaunlich junggebliebene und juvenil agierende Frontmann Rhett Miller, dem man weder 30 Jahre Bandgeschichte noch die 53 Lebensjahre ansieht, dirigiert durch ein energiegeladenes Set, das das Festival rootsig-rockig ausklingen lässt.

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Gerne hätte man natürlich auch Willi Carlisle, Josh Ritter, Jim White, Hermanos Gutiérrez oder Dylan LeBlanc angesehen, die aber allesamt dem straff gespannten und sich überschneidenden Timetable zum Opfer fallen. Was bleibt sonst noch zu sagen? Es wird Zeit, dass es auch in Deutschland ein Roots-Festival von diesem Format gibt!

Ein Review von Andreas Paßmann
Fotos: Volker Ebert