ROSE CITY BAND + ROSALI

29.05.2023 / Nijmegen - Merleyn

Wenn der Bassist der Extrovertierteste in einer Band ist, haben wir es mit einer sehr gechillten Combo zu tun. Woher ich die Band kenne, fragt mich 2020 mein Plattendealer, als ich ihm ihr zweites Album Summerlong auf den Tresen lege, und gerät ins Schwärmen, wie versiert und entspannt diese Musik klingt, als ob die Musiker auf der porch, der Veranda säßen und so nebenbei ihre Licks und Soli kreisen ließen wie andere ihre Joints. Oder beides, wer weiß.

Die Rose City Band aus Portland, Oregon bildete sich 2019 als Nebenprojekt des Wooden Shijps - und Moon Duo - Frontmanns Ripley Johnson, dort wahlweise unterwegs in Sachen Space Rock oder elektronischer. Doch Johnson wollte immer schon mal ein Country Rock - Album machen, hatte es jahrelang "angedroht", wie er mal in einem Interview sagte. Mittlerweile sind es vier Alben, das Neueste heißt Garden Party und ist gerade erschienen.

>Am Pfingstmontag gibt die Band ein fabelhaftes Konzert im Merleyn in Nijmegen. Der Tag war angemessen sonnendurchflutet und gleitet nahtlos in die summer vibes im dunklen Club. Das Konzert wird aber gerade in Verbindung mit dem Support zu einem Mini-Festival, für das ich mir gerne die üblichen Pfingstfestivals knicke.

ROSALI

Rosali (Rosali Middleman) bestreitet das Vorprogramm. Mit ihrer ausdrucksstarken Altstimme singt sie ihre vordergründig düsteren, aber einfach nur bedingungslos ehrlichen Songs und begleitet sich dazu selbst auf der E-Gitarre (neben ihren Soloprojekten ist sie Gitarristin in mehreren Bands). Barry Walker von der Rose City Band fügt an der pedal steel Tiefe hinzu. No Medium heißt ihre aktuellste Platte (2019), in Anlehnung an Charlotte Brontes Jane Eyre: Hingabe oder Auflehnung, dazwischen gibt es nichts. "Here is a mouth, saying your name" lautet die erste Zeile auf dem Album (Mouth), "All I have is your silence / Fuck off with your fear / Say whatever you will / Cuz I'm ready to hear" singt sie in Whatever Love. Starker Tobak, in verschlepptem Neil Young à la Crazy Horse - Sound mit geschlossenen Augen zelebriert.

Für ihren letzten Song bittet sie die Rose City Band auf die Bühne, und die bleiben danach auch gleich da. Barry Walker muss gar nicht aufstehen, denn er ist eigentlich hier der Pedal Steeler und liefert sich im folgenden hinreißende Gitarrenduelle mit Bandleader Ripley Johnson, die stets auf den entspannten Jam-Charakter der Songs draufgesetzt werden. Es ist dann egal, ob und wann die Songs enden, sie müssten es nicht.

Auf dem Balkon, auf dem ich dies schreibe, reißt jetzt pünktlich zu diesem Abschnitt die Sonne die Wolkendecke auf. Manchmal ist es einfach so kitschig. Alles an dieser Musik klingt warm, sonnendurchflutet und luftig. Johnson singt lässig, ohne Druck, Bassist Dewey Mahood konterkariert sein Sabbath - T-Shirt mit schwingenden Basslinien, und die Gitarren klingen jangly wie bei den Byrds und losgelöst wie bei den Grateful Dead. Der Schuss Melancholie, der subtil den sommerlichen Texten wie den Soundtexturen beigemischt wird, sorgt dafür, dass die entspannten Grooves dennoch spannend bleiben.

Im Gegensatz zu den Studioalben, auf denen die Gitarren dominieren, sticht live besonders Keyboarder Paul Hasenberg heraus. An den Keys und am Mellotron, zuweilen gleichzeitig, brilliert er mit jazzartigen Improvisationen, die im Wechsel- und Zusammenspiel mit Johnson und Walker das Cosmic Country - Genre und die dunkle Enge des Clubs überhaupt transzendieren.

Und so soll es doch auch sein.

Aktuelles Album: Garden Party (Thrill Jockey)

Words: Frank Schwarzberg
Photo: Peter Pricken