TYLER CHILDERS

TYLER CHILDERS

26.02.2024 Hamburg, Docks

Bereits um 18 Uhr stehen ca. 100 Wartende am Hamburger Spielbudenplatz vor der Location „Docks“. Die englisch-sprachigen Freaks erkennt man sofort an ihren geschulterten noch leeren Poster-Einsteck-Rollen – sie werden um 19 Uhr den Merchandise-Stand stürmen. Die ersten in der Warte-Schlange kommen aus Amsterdam, Berlin, Nord-Deutschland und aus Kalifornien. Was ist hier los fragen sich dann auch die vorbeigehenden Passanten, da sich bis zum Einlass eine ca. 300 Meter lange Menschen-Schlange im vielfach kompletten Country-Outfit präsentiert. Die „Europa-Mule Pull 24 Tour“ ist seit Monaten ausverkauft – alle fokussieren sich hier auf das exklusive Deutschland-Konzert. Auch z. B. beide Konzerte im Amsterdamer „Paradiso“ und in den skandinavischen Ländern waren sofort „Sold out“. Um 19 Uhr geht der Sturm auf die besten Plätze los, denn „Front of Stage“-tix gibt es nicht und viele wollen für die Show einen Platz ganz in der Nähe der Bühne haben. Jetzt noch eine Stunde warten und man schließt neue Freundschaften mit Angereisten aus den schottischen Highlands und dem maritimen Hamburger Umland.

Der Support beginnt um 20 Uhr mit dem Solo-Act von JOHN R. MILLER. Dem Aussehen nach, ein kanadischer Holzfäller ohne Axt dafür mit Akustik-Gitarre, der 45 Minuten eine gelungene Performance darbietet. Etliche Songs von seinem neuen 2023er Album „Heat Comes Down“ gibt er zum Besten - „Smokestacks on the skyline“, „Nobody has to know your mind“, „Harpers Ferry Moon” und „Basements“ zum Beispiel. Viel Applaus wird ihm zurecht offeriert – das war schon mal ein schöner Auftakt. Musikalisch können wir zukünftig noch einiges von JOHN erwarten.

Um Punkt 21 Uhr betreten eine sechsköpfige Band die Bühne, nehmen den Bezug zu ihren Instrumenten auf und dann erscheint der Meister himself TYLER CHILDERS. Los geht es mit dem Hank Williams Cover „Old Country Church” und schon hat TYLER die Fans auf seiner Seite. Dann stellt TYLER erst mal seine lang-jährige Band vor, die abgefeiert wird. Danach gleich „Can I Take My Hounds to Heaven?“ vom gleichnamigen phantastischen 2022er Dreifach-Album – und schon sind die Jünger in Ekstase. Mit „Country Squire“ vom selbigen 2019er Erfolgs-Album geht es weiter und TYLER lässt schon jetzt seinen Mitstreitern jeden Freiraum zum Zelebrieren. Dann geht es zur EP „Live On Red Barn Radio“ mit den Songs „Deadman’s Curve“ und „Shake The Frost“. Von seinem Durchbruch-Album „Purgatory“ dann der selbige Song und auch „Whitehouse Road“. Die akustischen, elektrischen und Resonator-Gitarren schnarren, die Mandoline, das Banjo, die Geige, die Pedal Steel, das Harmonium und die Keyboards bekommen raffinierte Einsatz-Zeiten – Großes passiert on Stage. Zudem greift der locker und gut gelaunte TYLER mehrmals zur Fiddle und Acoustic-Guitar und nimmt immer wieder Kontakt zu seinem Publikum auf. Neben allen Highlight-Songs dann der momentan in allen Gehör-Gängen eingebrannte Song „In Your Love“ vom neuen Album „Rustin‘ In The Rain“ mit momentan über 9,1 Millionen Aufrufen und 30 Millionen On-Demand-Streams. Danach verlässt die Band die Bühne, die nun allein dem Troubadour für vier Acoustic-Guitar-Songs zur Verfügung steht. „Lady May”, „Nose On The Grindstone“, „Bottles And Bibles” und „FollowYou To Virgie” – Klassiker aus seinem Repertoire. Die Band ist wieder da und es wird der Country-lastige Song „Percheron Mules“ zelebriert. Dann steht wieder die Frage im Raum „Kann ich meine Hunde mit in den Himmel nehmen?“, der mit „Way Of The Triune God“ beantwortet wird. Es folgt „Tulsa Turnaround“, ein graziles Cover von “Kenny Rogers & The First Edition”. Man spürt dann förmlich „House Fire“: Die Halle ist mehr als erhitzt - Schweiß fließt - die Handy-Akkus laufen heiß - on Stage und im Venue geht der Groove ab. Es gibt noch zwei Hits von „Purgatory“ - „Universal Sound“ und „Honky Tonk Flame.“

Der Konzert-Abschluss ist dann dem Hit „Rustin‘ In The Rain“ vorbehalten. Nach exakt 120 Minuten ist der Gig zu Ende, keiner ist gerostet, viele schwangen die Hüften und einige das Tanzbein. Ein großartiges Event. Der Merch-Stand war fast leergekauft. Die Außen-Temperaturen überraschen dann mit 0°Celsius, aber allen ist warm ums Herz und wir blicken in freudestrahlende Gesichter.

Der erst 32-jährige TYLER ist in Lawrence County Kentucky geboren. In seiner ländlichen Heimat begann er früh, sich mit Musik zu beschäftigen, gründete eine erste Band namens „The Food Stamps“ und ist heute viel mehr als nur ein Country-Musiker mit großer Affinität zum Bluegrass – er ist ein Romantiker der Neu-Zeit. Gegenüber dem dänischen Tonder-Festival 2019, auf dem er fast mit der gleichen Full-Band auftrat, hat er noch mal einen riesigen musikalisch-positiven Sprung gemacht, mit dem Ergebnis, im Grand Old Opry gefeiert worden zu sein. Auf seiner Agenda stehen neben der Music und seinen vorzüglichen Lyrics die Farm-Arbeit, Heimat und Natur, eben ein Mann aus den Appalachen.

Band-Besetzung: TYLER CHILDERS und The Food Stamps mit James Barker (Pedal Steel), Craig Burletic (Bass), CJ Cain (Gitarre), Rodney Elkins (Schlagzeug), Chase Lewis (Keyboards) und Jesse Wells (Gitarre, Fiddle).

Photos: Sebastian Timm
Text: Volker Ebert

Setlist des Gigs:

  • OLD COUNTRY CHURCH
  • HOUNDS
  • COUNTRY SQUIRE
  • BUS ROUTE
  • DEADMAN'S CURVE
  • SHAKE THE FROST
  • SWEAR TO GODv
  • ALL YOURN
  • PURGATORY
  • CLUCK OLE HEN
  • WHITEHOUSE ROAD
  • IN YOUR LOVE
  • LADY MAY
  • NOSE
  • VIRGIE
  • PERCHERON MULES
  • TRIUNE GOD
  • TULSA
  • HOUSE FIRE
  • UNIVERSAL
  • HONKY TONK
  • RUSTIN