DANNY DZIUK

DANNY DZIUK

17.04.2024 Dortmund, subrosa

Vorläufige Utopien - Danny Dziuk und Verbündete gastierten wieder im Dortmunder subrosa

Woanders wird man nach einem Konzert vertrieben mit Saallicht und/oder rabiater, stets unpassender Rausschmeißer-Musik. Im subrosa wollen sie, auch an diesem 17.4., dass du bleibst und zapfen weiter deine Biere, etwa das beste mir bekannte Guinness im Ruhrgebiet. Das Licht bleibt warm gedämpft, und aus den Lautsprechern ertönt Musik von Randy Newman oder Warren Zevon.

Warum gerade diese Musik den Abend so wunderbar abrundet? Weil Danny Dziuk da war, zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres, im Gepäck sein 2023er Album Unterm Radar. Und wie bei seinen erklärten Vorbildern sind die Texte die Schau, aber die Musik muss stimmen, sonst hört niemand zu. Dziuks Lieder mischen seit jeher Blues, Songwriter-Folk, Country Soul, einen Schuss Jazz, etwas Chanson und … – ja: Klassik - so, dass es schmeckt. (Dziuks Küche hieß passenderweise sein Vorläuferprojekt.)

Auf der aktuellen Tour wird er unterstützt von der Kölner Songwriterin Krazy (Perkussion, Begleitvocals, Gitarre) und wechselt sich mit Karl Neukauf (E-Gitarre, Begleitvocals) am Keyboard ab. Der Abend wird so, analog zum Ton der neueren Texte, etwas dezenter, geradezu zart und genau instrumentiert, gelegentliche Ausbrüche (gipfelnd in den eruptiven Abschlusssolos Neukaufs an der E-Gitarre und Dziuks am Keyboard) dabei nicht ausschließend. In zwei Liedern des Abends erinnert Dziuk an einen weiteren, »nicht mehr sterblichen« Großmeister der kleinen Form: Wiglaf Droste. Beide waren befreundet und zeitweise Kollaborateure; Dziuk setzt ihm in »W.enn, D.ann« ein anrührendes Denkmal. Groß, wie auch die direkt darauf folgende Vertonung des Droste-Gedichts »Wintertelegramm«, das kongenial in zweifelnde, kopfschüttelnd-heitere Musik voller Weite überführt wird. Weit ist auch das »Tempelhofer Feld«, sanft und mild der süffige, wohlig träge Song über einen schönen Tag dort. Und wie von einem schönen Tag wünscht man sich, dass er nicht enden möge. Doch … »gleich kommt die Schrecksekunde / da geh’n die Tore zu«. Hach …

Die bessere Gesellschaft, um die es Danny Dziuk trotz allem geht, scheint weiter entfernt denn je. Um so befreiter wird daher gelacht über seine Vision einer vorläufigen Utopie, der Schaffung von Arschlochfreie[n] Zone[n]. In denen sind es, im Unterschied zum immer noch vorbildlich heruntergedimmten subrosa, die ewigen "Alphatiere", die "still nur unsere Biere" zapfen.

Photos: Freda Ressel
Text: Frank Schwarzberg